Schuhmacherort
Der Schuhmacherort erhielt seinen Namen von der Vielzahl an Schuhmacherbetrieben, die sich in diesem Teil Heides niederließen. Im Jahr 1846 gab es in Heide 158 selbständige Schuhmachermeister und 166 Gesellen. Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert und mit ihr das Aufkommen von Massenwaren hinterließen auch in Heide ihre Spuren. Viele Handwerker waren aufgrund der sich wandelnden wirtschaftlichen Gegebenheiten gezwungen, ihre Betriebe aufzugeben. Die ökonomischen Umbrüche führten allerdings nicht zum Stillstand des Geschäftslebens im Schuhmacherort. Schon weit vor der Jahrhundertwende hatten sich dort neben Handwerksbetrieben Händler unterschiedlichster Art angesiedelt.

Schuhmacherort mit Blick nach Norden
1903
Stadtarchiv Heide
Um die Jahrhundertwende dominierte im Schuhmacherort gründerzeitliche Architektur. Sie zeichnet sich unter anderem durch reich dekorierte Fassaden aus. In dieser Gegend Heides wurden zum Teil ambitionierte Bauprojekte realisiert, bei denen erst wenige Jahrzehnte alte Gebäude durch noch prächtigere Bauten ersetzt wurden. Zu diesen zählte auch das Haus des Uhrmachers Schober, dessen Erker links im Bild zu erkennen sind.

Schuhmacherort mit Blick nach Norden
1973
Stadtarchiv Heide
Siebzig Jahre später ist noch viel von der gründerzeitlichen Bausubstanz erhalten geblieben. Zu dieser Zeit herrschte im Schuhmacherort weiterhin reges Geschäftsleben, von dem unter anderem die Vielzahl an Werbeschildern kündet. Das Angebot war dort breit und reichte von Küchenartikeln über Pelze, Uhren und Schreibwaren bis hin zum Spielzeug.

Eingang zum Schuhmacherort
1973
Museumsinsel Lüttenheid
Die neue Straßenführung am Markt hatte zur Folge, dass der Schuhmacherort durch die B 203 vom Marktplatz abgeschnitten wurde. In dieser Zeit siedelten sich dort zunehmend Lokale und Gaststätten an. Vor allem das damals am Eingang des Schuhmacherorts befindliche Café Söhl ist vielen Heiderinnen und Heidern in Erinnerung geblieben.

Straßenfest, Teichstraße Ecke Heistedter Straße
1985
Museumsinsel Lüttenheid
Durch die Zunahme an gastronomischen Angeboten und Bars avancierte der Schuhmacherort mit der Zeit zu einer abendlichen Flaniermeile. Mit vielen Möglichkeiten zur Einkehr und dem Altstadtfest lädt er bis heute nicht nur Touristinnen und Touristen, sondern auch Einheimische zum geselligen Beisammensein ein.

Eingang zum Schuhmacherort
Ca. 1985
Museumsinsel Lüttenheid
Das Altstadtfest fand zum erstem Mal im Jahr 1979 statt und hat seitdem einen festen Platz unter den Veranstaltungen in Heide. Seit 2022 hat auch der CSD-Westküste den Schuhmacherort zum Ziel seines Umzugs durch die Innenstadt erklärt.